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Jedes Jahr geraten acht Millionen Tonnen Plastik in die Weltmeere. Zeitgleich liegt der Wert dieser verloren gegangen Ressourcen bei 80 Milliarden US-Dollar. Das Problem: bisher wird ein Großteil der Kunststoffe verbrannt und nur 14 Prozent recycelt. Weltweit bleiben immer Mischabfälle übrig, bei nicht-technischen Kunststoffen in 100 bis 1.000-fach größeren Mengen. Hier bietet das chemische Recycling von Mura Technology Limited neue Lösungen.
Die Hydrothermal Plastic Recycling Solution (HydroPRS) wurde 2007 entwickelt und über zehn Jahre in einer Pilotanlage in Australien getestet. Mit HydroPRS lassen sich klassisch nicht-recycelbare Kunststoffabfälle innerhalb von 20 Minuten wieder in Erdöl umwandeln und das ressourcenschonender im Vergleich zur Gewinnung fossiler Erdöle. Lediglich Wasser, hohe Temperaturen und Druck werden für das Trennen und Neuverbinden der Zellen eingesetzt. Eine Anlage allein kann in einem Jahr 20.000 Tonnen Plastik verarbeiten und damit 28.180 Tonnen CO2 reduzieren. Das entspricht dem jährlichen Verbrauch von 5.983 Autos oder dem jährlichen Energiebedarf von 4.914 Haushalten.
Beim klassischen Kunststoffrecycling – wie igus es auch bei seinem chainge Programm einsetzt – müssen zunächst alle Abfälle sortenrein sortiert werden, um sie zu schreddern. Das Granulat lässt sich anschließend für die Herstellung neuer Polymer-Produkte im Spritzgussverfahren oder in der Extrusion nutzen.
Die HydroPRS-Technologie wandelt den unsortierten Kunststoffmüll ressourcenschonend innerhalb von 20 Minuten in Erdöl um. Das Rohöl lässt sich anschließend flexibel als Schmierfett, Wachs oder zur Herstellung von neuem hochqualitativen Kunststoffgranulat nutzen.
Das chemische Recycling kann in Zukunft dort seine Vorteile ausspielen, wo klassisches Recycling nicht weiterkommt. Um Mura in der Start-Up-Phase zu unterstützen und der Technologie weltweit zum Durchbruch zu verhelfen, hat igus im Januar 2020 vier Millionen Britische Pfund (4,7 Millionen Euro) investiert und das Investment im März 2021 auf insgesamt 5 Millionen Euro erhöht. Dank dieser Unterstützung und durch den Auf- und Ausbau von weiteren Partnerschaften konnte Mura mit dem Bau der ersten kommerziellen HydroPRS-Anlage starten. Sie wird am Standort von Wilton International in Teesside im Nordosten Englands errichtet und soll in der ersten Jahreshälfte 2023 in Betrieb gehen.
So ist der Ablauf geplant: Abfallunternehmen liefern den Plastikmüll, um ihre Recyclingziele zu erreichen. Anschließend wird Erdöl wiedergewonnen, das zu einem ähnlichen Preis wie fossiles Erdöl erhältlich ist. Im ersten Schritt entstehen insgesamt vier Catalytic Hydrothermal Reaktoren in Teesside, um jährlich über 80.000 Tonnen Kunststoffmüll verarbeiten zu können. Darüber hinaus sind weitere Anlagen unter anderem in Deutschland und den USA sowie in Asien geplant.
Seit April 2021 ist mi Dow Chemical, dem zweitgrößten Chemiekonzern der Welt, ein weiterer Partner mit an Bord. Die Zusammenarbeit wird die Skalierung von Muras fortschrittlichem Recyclingverfahren weiter vorantreiben: Dow wird die neu gewonnenen Rohstoffe nutzen, um neue Kunststoffe für Lebensmittelverpackungen und andere Verpackungsprodukte zu entwickeln, die schließlich in die globalen Lieferketten zurückgeführt werden.
Im April 2021 hat Mura Technology Ltd. in England mit dem Bau der ersten Großanlage zum Recycling von unsortierten Kunststoffabfällen begonnen. Wie in anderen Wirtschaftszweigen hatten die Corona-Pandemie und Rohstoff-Engpässe Auswirkungen auf das Projekt. Die Bauarbeiten schreiten zügig voran, und eine Reihe von Anlagen und Maschinen wurde an lokale Lagerorte geliefert. Die erste Installation vor Ort erfolgte bereits am 15. Juli 2022. Das Ziel bleibt, die Anlage Anfang 2023 in Betrieb zu nehmen.