iglidur® GV0 ist der erste iglidur® Werkstoff mit V0 Rating
nach UL94 für den universellen Einsatz im Normaltemperaturbereich.
Alle anderen iglidur® Werkstoffe mit V0 Rating
gehören zum Hochtemperatursegment. Die allgemeinen
mechanischen und thermischen Eigenschaften sind weitgehend
vergleichbar mit dem Allrounder iglidur® G.
Mechanische Eigenschaften
Mit steigenden Temperaturen nimmt die Druckfestigkeit
von iglidur® G V0-Gleitlagern ab. Abb. 02 verdeutlicht
diesen Zusammenhang. Bei der langzeitig zulässigen
Anwendungstemperatur von +130 °C beträgt die zulässige
Flächenpressung immer noch etwa 35 MPa. Die maximal
empfohlene Flächenpressung stellt einen mechanischen
Werkstoffkennwert dar. Rückschlüsse auf die Tribologie
können daraus nicht gezogen werden.
Abb. 03 zeigt die elastische Verformung von iglidur® G V0
bei radialen Belastungen. Eine plastische Verformung kann
bis zu einem Druck von ca. 100 MPa vernachlässigt werden.
Sie ist jedoch auch von der Dauer der Einwirkung abhängig.
m/s
rotierend
oszillierend
linear
dauerhaft
1
0,7
4
kurzzeitig
2
1,4
5
Tabelle 02: Maximale Gleitgeschwindigkeit
Zulässige Gleitgeschwindigkeiten
iglidur® G V0 wurde für niedrige bis mittlere Gleitgeschwindigkeiten
entwickelt.
Die in Tabelle 02 angegebenen Maximalwerte können nur
bei geringen Druckbelastungen erreicht werden. In der Praxis
lassen sich aufgrund von Wechselwirkungen unter schiedlicher
Einflüsse diese Grenzwerte nicht immer erreichen.
Die Umgebungstemperaturen beeinflussen in starkem Maß
die Eigenschaften von Gleitlagern.
Die kurzzeitige zulässige Höchsttemperatur beträgt +210 °C
und erlaubt damit den Einsatz von iglidur® G V0-Gleitlagern in
Anwendungen, bei denen die Lager ohne weitere Belastung
zum Beispiel einem Lackiertrocknungsprozess unterzogen
werden.
Die im Lagersystem herrschenden Temperaturen haben auch
Einfluss auf den Lagerverschleiß. Mit steigenden Tem peraturen
nimmt der Verschleiß zu, dabei ist ab der Temperatur
von +120 °C der Einfluss besonders deutlich. Eine zusätzliche Sicherung wird bei Temperaturen höher als
+100 °C erforderlich.
Wie die Verschleißfestigkeit ändert sich mit der Belastung
auch der Reibungsbeiwert μ, kurz Reibwert genannt.
Interessanterweise nimmt der Reibwert mit zunehmender
Belastung deutlich ab, während eine zunehmende Gleitgeschwindigkeit
ein leichtes Ansteigen des Reibwertes bewirkt.
Dieser Zusammenhang erklärt die hervorragende Eignung
von iglidur® G V0-Gleitlagern bei hohen Belastungen und
niedrigen Geschwindigkeiten (Abb. 04 und 05).
iglidur® G V0
trocken
Fett
Öl
Wasser
Reibwerte µ
0,15 - 0,23
0,09
0,04
0,04
Tabelle 04: Reibwerte für iglidur® G V0 gegen Stahl (Ra = 1 µm, 50 HRC)
Reibung und Verschleiß sind auch in hohem Maße vom
Gegenlaufpartner abhängig. Zu glatte Wellen erhöhen
sowohl den Reibwert als auch den Verschleiß der Lager.
Für iglidur® G V0 eignet sich am besten eine geschliffene
Oberfläche mit einer Mittenrauigkeit Ra zwischen 0,6 und
0,8 μm. Abb. 06 zeigt einen Auszug der Ergebnisse von Tests
mit unterschiedlichen Wellenwerkstoffen, die mit iglidur®
G V0-Gleitlagern durchgeführt worden sind. In diesem
Zusammenhang ist es wichtig, zu beachten, dass mit
steigenden
Belastungen die empfohlene Härte der Welle
zunimmt. Die „weichen“ Wellen neigen eher zum Eigenverschleiß
und erhöhen so den Verschleiß des Gesamtsystems.
Wenn die Last 2 MPa überschreitet, ist zu berücksichtigen,
dass die Verschleißrate (die Kurvensteigung)
tendenziell mit der Härte des Wellenwerkstoffs abnimmt.
Der Vergleich von rotierenden mit schwenkenden Bewegungen zeigt, dass iglidur® G besonders vorteilhaft in Schwenkbewegungen
eingesetzt wird (Abb. 07). Falls der von Ihnen
vorgesehene Wellenwerkstoff in den hier vorgestellten
Versuchsergebnissen nicht enthalten ist, sprechen Sie uns
bitte an.
+ beständig 0 bedingt beständig - nicht beständig
Alle Angaben bei Raumtemperatur [+20 °C]
Tabelle 05: Chemikalienbeständigkeit
Elektrische Eigenschaften
spezifischer Durchgangswiderstand
< 1012 Ωcm
Oberflächenwiderstand
< 1011 Ω
Chemikalienbeständigkeit
iglidur® G V0-Gleitlager haben bei Raumtemperatur eine
gute Beständigkeit gegen Chemikalien. Sie sind gegen die
meisten Schmierstoffe beständig.
Von den meisten schwachen organischen und anorganische
Säuren wird iglidur® G V0 nicht angegriffen.
Radioaktive Strahlen
Gleitlager aus iglidur® G V0 sind strahlenbeständig bis zu
einer Strahlungsintensität von 3 · 10² Gy.
UV-Beständigkeit
iglidur® G V0-Gleitlager sind gegen UV-Strahlen dauerhaft beständig.
Vakuum
Im Vakuum gasen iglidur® G V0-Gleitlager aus. Der Einsatz
im Vakuum ist nur für trockene Lager möglich.
Elektrische Eigenschaften
iglidur® G V0-Gleitlager sind elektrisch isolierend.
Maximale Feuchtigkeitsaufnahme
bei +23 °C/50 % r. F.
0,7 Gew.-%
max. Wasseraufnahme
4,0 Gew.-%
Tabelle 06: Feuchtigkeitsaufnahme
Feuchtigkeitsaufnahme
Die Feuchtigkeitsaufnahme von iglidur® G V0-Gleitlagern
beträgt im Normalklima etwa 0,7 %. Die Sättigungsgrenze
im Wasser liegt bei 4 %. Dies muss bei entsprechenden
Einsatzbedingungen berücksichtigt werden.
Durchmesser d1 [mm]
Welle h9 [mm]
iglidur® G V0
E10 [mm]
Gehäuse H7
[mm]
bis 3
0 - 0,025
+0,014 +0,054
0 +0,010
> 3 bis 6
0 - 0,030
+0,020 +0,068
0 +0,012
> 6 bis 10
0 - 0,036
+0,025 +0,083
0 +0,015
> 10 bis 18
0 - 0,043
+0,032 +0,102
0 +0,018
> 18 bis 30
0 - 0,052
+0,040 +0,124
0 +0,021
> 30 bis 50
0 - 0,062
+0,050 +0,150
0 +0,025
> 50 bis 80
0 - 0,074
+0,060 +0,180
0 +0,030
> 80 bis 120
0 - 0,087
+0,072 +0,212
0 +0,035
> 120 bis 180
0 - 0,100
+0,085 +0,245
0 +0,040
Tabelle 07: Wichtige Toleranzen nach ISO 3547-1 nach dem Einpressen
Einbautoleranzen
iglidur® G V0-Gleitlager sind Standardlager für Wellen mit
h-Toleranz (empfohlen mindestens h9). Die Lager sind
ausgelegt für das Einpressen in eine H7-tolerierte Aufnahme.
Nach dem Einbau in eine Aufnahme mit Nennmaß stellt
sich der Innendurchmesser der Lager mit E10-Toleranz
selbstständig ein.