Landstromversorgung von FSU/FSRU am Liquefied Natural Gas Terminal (LNG)


Landstromkabel-Managementsystem für schwimmende Speichereinheit in Bahrain

Für das neue Offshore-LNG-Terminal in Bahrain haben Schneider Electric und igus das weltweit erste Landstromversorgungssystem für eine Floating Storage Unit (FSU) entwickelt. Kernbestandteil des Systems ist ein flexibles Kabel-Zuführungssystem, das die 30 m Entfernung zwischen dem Steg und der FSU überbrückt.

Steckbrief

  • Was wurde benötigt: Heavy-Duty Energiekette für den Offshore-Bereich. Notabschaltungssystem
  • Anforderungen: flexible Energiezuführung wegen des oft stark in Bewegung befindlichen FSU, rauen Umweltbedingungen erforderten eine Notabschaltungsfunktion für das ganze System
  • Branche: Schifffahrt
  • Erfolg für den Kunden: hochmoderne Energiezuführungslösung, wartungsarm und sicher trotz schwieriger Umgebungsbedingungen
Application Schneider

Problem

Verflüssigtes Erdgas (Liquefied Natural Gas; LNG) ist eine der wichtigsten Energiequellen der Gegenwart und Zukunft, da es nur sehr geringe Mengen an Treibhausgasen emittiert und daher als wichtiger fossiler Treibstoff angesehen wird. In Bahrain haben die staatlichen Behörden daher ein Joint Venture zur Planung und zum Bau eines LNG-Terminals gegründet, das gerade in Betrieb genommen wurde.
Wegen Sicherheitsvorgaben ist das Terminal dabei auf See gelegen, etwa drei Kilometer abseits der Küste. Die Flüssiggastanker legen am Steg an und geben das Erdgas in eine sogenannte Floating Storage Unit (FSU) ab, eine schwimmende Speichereinheit, die das Gas später über Unterwasserpipelines in eine Regasifizierungseinheit an Land pumpt.
Schneider Electric war bei diesem Projekt für die gesamte Energieinfrastruktur verantwortlich. Um die Floating Storage Unit mit Strom zu versorgen, musste eine Verbindung zwischen Terminal und FSU geschaffen werden. Hier galt es nicht nur eine Distanz von über 30 m zu überbrücken, sondern es mussten auch die Bewegungen der FSU aufgrund von Be- und Entladen, Gezeiten, Wellen und Stürmen berücksichtigt werden. Weitere Kriterien waren höchste Verfügbarkeit sowie eine reibungslose Übertragung – und das ohne elektromagnetische Verschmutzung.
Zuletzt musste die Verbindung in einem Notfall – zum Beispiel bei einem Tsunami – geplant getrennt werden können, sodass der Strom sofort und automatisch abgeschaltet wird.

Lösung

igus empfahl die Nutzung einer Heavy-Duty Energiekette, die sich als die perfekte Lösung für die Anwendungs herausstellte.
Die Offshore Energiekette ist mit einem Schwenkbügel an dem Verankerungspfosten an der Stegseite sowie mit einem abnehmbaren Bügel an der Seite der FSU befestigt.
Das robuste und flexible Energiekettensystem führt und schützt zwei Mittelspannungskabel. Die Heavy-Duty-Kunststoffkette überzeugt mit fest verschraubter Leitungsführung und Innenaufteilung, ist aus Spezialkunststoffen für extreme Anwendungen gefertigt und über die innenliegenden Seile werden alle Zugkräfte aufgenommen. Die Nutzung dieser speziellen Energiekette erlaubte ein passives Design, ohne, dass mechanische Elemente aufgrund der stegigen Bewegung der FSU benötigt wurden.
Der entscheidende Faktor war der kontrollierte Biegeradius der Energiekette, der selbst bei einem Sturm die Kabel vor Überbiegung schützt. Die Kabel sind ausgestattet mit speziellen 3-Phasen Mittelspannungsverbindern. Das wichtigste Sicherheitselement ist aber die Notabschaltung. Martin Tiling, Industry Manager Shore Power bei igus, erklärt die Funktionsweise: "Im Falle eines Notfalls messen wir die Kettenlänge. Wenn die FSU abdriftet bevor sie vom System getrennt ist, wird das System zuerst einen Alarm aussenden und dann die Notabschaltung einleiten. Nachdem die Stromzufuhr abgeschaltet ist, kann der landseitige Verbindungspunkt der Energiekette aus dem speziellen Befestigungspunkt herausgezogen werden, ohne, dass das Risiko eines aufkommenden Lichtbogens besteht.
„Wir haben unser Know-how in Sachen Sicherheit und Elektrizität beigesteuert, während igus seine Erfahrung aus herausfordernden Kabelmanagement-Projekten beitragen konnte."

Christophe Gaigneux, Shore Connection Consultant bei Schneider Electric

Ein multinationales Großprojekt

Zurückschauend auf das erste Energieführungsprojekt dieser Art an einem FSU, reflektiert Laurent Crémillieux: "Das war eine echte Herausforderung, aber wir haben daran gearbeitet und eine Lösung gefunden, die perfekt passt. Wir haben die Kundenerwartungen erfüllt, indem wir etwas wirklich neues entwickelt und eine voll funktionsfähige schlüsselfertige Lösung geliefert haben."
Abseits von den Herausforderungen beim Enwickeln einer technischen Lösung, war auch die Distanz zwischen den Partnerunternehmen während des Projekts eine Hürde, die überwunden werden musste.  Schneider Electric's Kompetenzzentrum im Bereich Landstrom liegt in Grenoble/Frankreich, igus liegt in Köln/Deutschland und das Projektmanagement von Schneider sowie die Planungsteams waren in Korea angesiedelt.
Die Installation der hochmodernen Technologie fand in Bahrain im Juni 2019 statt. Drei Monate nach der Fertigstellung der Konstruktion kam der FSU-Behälter an und wurde an den Landstrom angeschlossen. Aktuelle unterstützen Ingenieure von Schneider Electric den Betrieb am Einsatzort und überwachen das elektrische System des kompletten Landungsstegs. Dieses Projekt hat die Vorteile von Landstromtechnologien in der LNG Industrie bewiesen. Schneider und igus arbeiten weiter an neuen Lösungen, um die Umsetzung von Landstromverbindungen in neuen Industrien zu standardisieren.
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